Covid-19-Impfung: Schwere allergische Reaktionen bislang selten

Impfung
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Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat die Corona-Schutzimpfung nun Fahrt aufgenommen. Manche können den Impftermin kaum erwarten, andere sehen der Impfung mit Skepsis entgegen. Vor allem bei Personen mit allergischen Vorerkrankungen bestehen noch immer Unsicherheiten.

Während die Corona-Schutzimpfung in Politik und Medien emotional gehandelt wird, ist sie für Mediziner ein Arzneimittel wie jeder andere Impfstoff. Das nach Verabreichung einer Impfung allergische Reaktionen auftreten können ist Medizinern lange bekannt und wird nicht erst seit Corona diskutiert. 

Der Unterschied zur Corona-Schutzimpfung liegt in der Entwicklungszeit. Während andere Impfstoffe über viele Jahre hinweg entwickelt wurden, drängt bei Corona die Zeit. Damit besteht eine erhöhte Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen.

Regelmäßig neue Studien 

Tatsächlich weiß man heute über die Corona-Schutzimpfung mehr als noch vor wenigen Monaten. Mit jedem Tag, an dem geimpft wird, sammeln Ärzte, Virologen und Impfstoffhersteller wichtige Daten. Schwere allergische Reaktionen sind bisher nur selten aufgetreten, wie eine neue Studie aus den USA belegt. Zeitungsmeldungen über Todesfälle und allergische Symptome rücken die Impfung aber in ein anderes Bild.

In den USA wurden 64.900 Mitarbeiter der „Mass General Brigham Klinikkette“ nach Verabreichung der 1. Dosis untersucht. 40 Prozent von ihnen erhielten das Vakzin von Pfizer/BioNTech, 60 Prozent den Impfstoff von Moderna.

Bei 2,10 Prozent (1.365 Mitarbeitern) wurden allergische Reaktionen registriert. Davon entfallen auf den Impfstoff von Moderna 2,20 Prozent und 1,95 auf Pfizer/BioNTech. Der Unterschied ist statistisch signifikant, Gründe dafür konnten die Experten bislang nicht anbieten.

Bei 0,025 Prozent (16 Mitarbeiter) kam es zu einer anaphylaktischen Reaktion. Hier entfallen auf den Impfstoff von Moderna 0,027 Prozent (9 Personen), auf jenen von Pfizer/BioNTech 0,023 Prozent (7 Personen). Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant.

Von den Fällen mit Anaphylaxie waren mit Ausnahme einer Person alle weiblich. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer/innen liegt bei 41 Jahren. Zu den Vorerkrankungen: 63 Prozent (10 Personen) leiden an einer Allergie und 31 Prozent (5 Personen) hatten bereits eine Anaphylaxie.

Für die meisten Allergiker besteht kein erhöhtes Risiko

Aufgrund der bisherigen Erfahrung kommen Experten zu dem Schluss, dass nach Verabreichung eines der zugelassenen Impfstoffe für die meisten Allergiker im Vergleich zur Normalbevölkerung kein erhöhtes Risiko einer Nebenwirkung besteht. Mit entscheidend für die Beurteilung ist auch, welche Art von Allergie vorliegt. Wer zum Beispiel an einem Heuschnupfen leidet, hat eigentlich kein erhöhtes Risiko einer Nebenwirkung.

 
Restzweifel bleiben aus guten Gründen bestehen

„Mann erlitt nach Corona-Impfung allergischen Schock. Die anwesende Ärztin handelte unverzüglich und rettete dem Mann vermutlich das Leben.“ Diese Zeitungsmeldung verfehlt ihre Wirkung nicht. Denn auch wenn schwere allergische Symptome statistisch eher selten sind, können sie nicht ausgeschlossen werden.

Zur Verunsicherung tragen auch andere Fälle bei, zum Beispiel der Fall aus Deutschland, wo eine 32-jährige Frau nach der Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin über Kopfschmerzen klagte und im März verstarb. Der mögliche Zusammenhang zwischen der Impfung und der Todesursache Hirnblutung ist bislang weder nachgewiesen noch ausgeschlossen.

Auch Impfstoffhersteller warnen vor Nebenwirkungen

In bestimmten Fällen warnen Impfstoffhersteller von einer Impfung gegen das Coronavirus. Das betrifft zum Beispiel Patienten, die bereits mit einem der Impfstoffe geimpft wurden, bei denen zwei Impfungen nötig sind. Treten nach der ersten Impfung schwere Symptome auf, ist von der Verabreichung der zweiten Impfung abzusehen. Eine Alternative ist der Corona-Impfstoff Janssen, da nur eine Impfung vorgesehen ist.

 
Wie sollen sich Allergiker verhalten?

Ein Indiz dafür, dass die Corona-Impfung kein Hustenzuckerl ist, kann in der Tatsache gesehen werden, dass beim Verabreichen der Impfung immer ein Arzt anwesend sein muss. Denn auch wenn Fälle mit schweren allergischen Reaktionen selten sind, können sie nicht ausgeschlossen werden.

Wie hoch das Risiko von Nebenwirkungen ist, kann nur ein Arzt individuell beurteilen. Risikopatienten und alle jene, die bereits früher auf die Verabreichung von Impfungen oder die Einnahme von Medikamenten mit schweren Symptomen reagierten, sollten sich auf jeden Fall von Ihrem Arzt über mögliche Nebenwirkungen informieren lassen.

Aber auch wenn Zweifel und Unsicherheiten plagen, sollte man sich lieber vom Arzt als vom privaten Umfeld beraten lassen. Wer zur Impfung geht, soll unbedingt das behandelnde Personal bei der Impfstelle über die Allergie und andere Vorerkrankungen informieren und seinen Impfpass vorzeigen.