Die Pollenallergie ist die am meisten verbreitete Allergie. Dazu trägt auch der Klimawandel bei, denn Hitzeperioden stressen die Pflanzen und führen zu einer erhöhten Pollenkonzentration und steigende Temperaturen verlängern die Pollensaison. Als Folge steigt die Zahl der Allergiker. Auffällig hoch ist die Zuwachsrate bei Kindern ab Geburt, erkennbar in Form eines atopischen Ekzems (Neurodermitis). Weltweit leiden rund 15 bis 20 Prozent aller Kinder darunter, wobei die Zuwachsrate in der westlichen Welt besonders auffällig ist.
Warum manche Menschen eine Allergie entwickeln und andere nicht, ist bis heute nicht restlos geklärt. Vererbung ist eine Möglichkeit. Ist ein Elternteil betroffen, können Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 bis 40 Prozent ebenfalls an einer Allergie erkranken. Sind beide Elternteile betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit auf bis zu 80 Prozent.
Auch die „zu gründliche“ Hygiene in Industrieländern wird oft als Ursache von Allergien ins Treffen geführt. In Ballungszentren kommt schadstoffhaltige Luft hinzu, was die chemische Struktur verändert und die Wirkung der Pollen verstärkt. Aber Kinder, die am Bauernhof oder in einer vergleichbaren Umgebung aufwachsen, leiden oft weniger an Allergien. Das besagt der in vielen Studien bestätigte Bauernhof-Effekt. Ursache dafür sind laut Experten Bakterien und Keime, wie sie für einen Stall typsich sind. Sie stärken und prägen das natürliche Immunsystem.
Das natürliche Immunsystem
Jeder Mensch verfügt über ein natürliches Immunsystem. Es wird zum Teil im Laufe des Lebens erworben, zum Teil vererbt. Das vererbte Immunsystem wird unmittelbar nach der Geburt aktiv, während das erworbene Immunsystem erst aufgebaut werden muss, dafür aber treffsicherer ist. Beide schützen den Körper in einem komplexen Zusammenspiel. Um ein eigenes effektives Immunsystem zu erwerben, ist es in den ersten Lebensmonaten wichtig, dass die im Darm-Mikrobiom (Mikrobiom: Gesamtheit aller Mikroorganismen) vorhandene Bakterienstämme die Reifung von TH1-Zellen stimulieren, um ein Gleichgewicht zu den von Geburt an vorhandenen TH2-Zellen herzustellen. Wird kein Gleichgewicht hergestellt und überwiegen die TH2-Zellen über die Geburt hinaus, können sich beim Säugling allergische Reaktionen in Form von Ekzemen bilden.
Die Darmflora ins Gleichgewicht bringen
Ein Ungleichgewicht im Darm-Mikrobiom wurde bei Kindern festgestellt, die mit Fläschchennahrung anstatt mit Stillen ernährt wurden. Einfluss hat auch das Mikrobiom der Mutter, welches bei der natürlichen Geburt auf das Kind übertragen wird. Forschungsarbeiten belegen, dass bestimmte Bakterienstämme für eine optimale Balance der TH1- und TH2-Zellen sorgen. Durch Einnahme solcher Bakterienstämme durch die Mutter in den letzten Schwangerschaftsmonaten und durch das Kind im ersten Lebensjahr kann beim Kind die Entstehung von Ekzemen um bis zu 70 Prozent reduziert werden.
Auch im Erwachsenenleben sind wir vor der Entstehung von Allergien nicht gefeit
Jeder Mensch durchlebt verschiedene Etappen, in denen sich Allergien entwickeln können. Konkret geht es um sensible Phasen, in denen sich das Immunsystem an Veränderungen anpassen muss, etwa beim Eintritt des Kindes in den Kindergarten und die Pubertät. Aber auch Stress, die Einnahme von Antibiotika und anderen Medikamenten sowie eine ungesunde Ernährung erhöhen die Chance, auch als Erwachsener eine Allergie oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu entwickeln.
Eine starke Darmflora senkt das Risiko
Eine gesunde und starke Darmflora ist eine wirksame Barriere gegen negative Einflüsse und hilft, allergische Überreaktionen zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Das stärkt auch die Gesundheit, denn wenn weniger Allergene die Darmbarriere überwinden, kann sich das Immunsystem verstärkt auf seine eigentliche Funktion, der Abwehr von Krankheiten, widmen.