Kinder vor einem steigenden Allergie-Risiko schützen

Baby Ernährung
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Babys werden nicht als Allergiker geboren, obwohl Allergien vererbt werden. Ob eine Allergie ausbricht, hängt von den Lebensumständen ab, in denen das Kind aufwächst – und die werden von den Eltern bestimmt.

Immer mehr Kinder leiden unter allergischen Beschwerden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass früher weniger Kinder Symptome zeigten, obwohl damals Kinder auf der Straße spielten und die Wohnungen nicht so klinisch sauber waren, wie sie es heute sind. Auch die Ernährung war im Vergleich zu heute einfacher gestaltet, ließ aber auch die Kinder von damals mit weniger Allergien heranwachsen.

Allergologen und Kinderärzte haben gute Gründe, wenn sie Eltern empfehlen, ihre Lebensführung zu überdenken. Vorrangiges Ziel ist es, die Kinder und sich selbst und vor einem steigenden Allergie-Risiko zu schützen. Der Zeitpunkt dafür kann nicht früh genug gewählt werden, denn eine steigende Zahl von Experten sieht auch im Geburtsverfahren eine Möglichkeit, die Entwicklung der Toleranz gegenüber bestimmten Stoffen zu beeinflussen. 

Das Geburtsverfahren

Wie Forschungen ergaben, leiden Kinder, die durch einen Kaiserschnitt zur Welt kommen, öfter an allergischen Krankheiten als jene, die auf natürliche Weise schlüpfen. Experten vermuten, dass bei der vaginalen Geburt mehrere positive Effekte auf das Baby einwirken. Einer davon ist, dass Ungeborene im Geburtskanal vaginale Mikroorganismen aufnehmen, die für die Besiedelung der Darmflora und in weiterer Folge für den Aufbau des Immunsystems wichtig sind. Kommt ein Kind mit Kaiserschnitt zur Welt, fehlen diese Mikroorganismen. Durch Kaiserschnitt Geborene treten zum ersten Mal im Krankenhaus mit Keinem in Kontakt. Auch auf natürliche Weise geborene Babys kommen im Krankenhaus mit Keimen in Kontakt, allerdings überwiegt in deren Darmtrakt die vaginale Bakterien-Flora der Mutter.

Neben möglichen Langzeitfolgen wie Allergien drohen bei einem Kaiserschnitt auch kurzfristige Folgen wie Veränderungen in den Atemwegen und im Stoffwechsel. Ärzte empfehlen künftigen Eltern daher, die Vor- und Nachteile einer Schnittentbindung und einer natürlichen Geburt gründlich gegeneinander abzuwägen um unerwünschte Folgen zu vermeiden.

 
Babynahrung – Muttermilch oder Flaschennahrung

Auch in diesem Punkt empfehlen Ärzte und Allergologen die natürliche Variante. Das Stillen mit der Brust gilt als die beste Ernährung. Muttermilch gilt als hypoallergen, d. h. gering allergen. Nur in sehr wenigen Fällen wurden bei Neugeborenen allergische Reaktionen nachgewiesen. Außerdem ist Muttermilch gut verdaulich, nährstoffreich und enthält Prä- und Probiotika, die bei der Darmbesiedelung mit guten Keimen helfen und das Immunsystem stärken. Experten empfehlen das Stillen in den ersten vier bis sechs Monaten nach der Geburt.

Mütter, die ihre Babys nicht stillen können, müssen sich dennoch keine Sorgen über ein erhöhtes Allergierisiko machen. Auch Flaschennahrung enthält heute alle wichtigen Nährstoffe und viele Prä- und Probiotika, sodass sie ähnlich wie Muttermilch eine gesunde Entwicklung des Kindes ermöglicht und dessen Immunsystem stärkt.

Die Ernährung der Mutter

Wenn eine Mutter ihr Kind stillt, steht zwangsläufig auch die Frage im Raum, wie sich die Mutter ernährt. Althergebrachte Weisheiten, etwa, dass Mütter während der Schwangerschaft und beim Stillen auf Fisch, Nüsse und andere allergenhaltige Nahrungsmittel verzichten sollten, haben heute keine Geltung mehr. Ganz im Gegenteil, Müttern wird heute sogar der Verzehr von Fisch dringend empfohlen, weil er das Allergie-Risiko des Kindes senken soll. Grundsätzlich gilt, dass sich Mütter abwechslungsreich ernähren sollen.

 
Die Beinahrung des Babys

Je nach Entwicklung des Kindes kann mit der Beinahrung frühestens ab dem vollendeten vierten Lebensmonat begonnen werden. Die Beinahrung solle abwechslungsreich sein und auch allergenhaltige Nahrungsmittel wie Fisch, Nüsse und Eier enthalten. Das gilt auch für Kinder, die wegen einer möglichen Vererbung allergiegefährdet sind.

Experten begründen diese Empfehlung mit einer einfachen Logik. Je mehr Lebensmittel der noch junge Organismus in seinem ersten Lebensjahr kennenlernt, umso weniger häufig entwickelt er später dagegen Allergien. Der Speiseplan sollte also abwechslungsreich sein, damit Körper und Immunsystem sich auf das Erwachsenenleben vorbereiten können.

Allerdings sollten Eltern mit dem Beginn der Beikost mit Bedacht vorgehen und das Kind schrittweise mit neuen Lebensmitteln füttern. Schließlich muss sich der Organismus des Kindes erst damit vertraut machen. Auf diese Weise können Eltern auch feststellen, ob das Kind auf bestimmte Lebensmittel mit Unverträglichkeit reagiert.

Körpergewicht

Übergewichtige Kleinkinder tragen ein höheres Asthma- und Allergie-Risiko. Eltern sollten daher auf eine ausgewogene Ernährung ihrer Kinder achten und das Körpergewicht immer kontrollieren.

 
Haustiere

Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre begann eine Zeit, in der Eltern ihre Kinder vor allen schädlichen Einflüssen bewahren wollten. Dabei schoss man allerdings gerne über das Ziel hinaus und so manches liebgewonnene Haustier wurde nach der Geburt eines Kindes weggegeben. Auch diese Einstellung ist zum Glück für Haustiere überholt.

Von Hunden geht kein erhöhtes Allergierisiko aus. Angehende Eltern mit einem Hund als Haustier müssen für ihren Nachwuchs somit kein erhöhtes Risiko befürchten. Anders ist es bei Katzen, wo Experten noch immer geteilter Meinung sind. Das gilt aber nur für Haushalte, die ausschließlich Katzen als Haustiere halten.

Bei gemischten Haustieren ist das Allergierisiko wiederum gering. Laut einer Studie leiden Kinder, die mit verschiedenen Arten von Haustieren unter einem Dach zusammenleben später weniger häufig an Allergien, Ekzemen, Heuschnupfen und Asthma. Hier scheint sich ein Mini-Farm-Effekt bemerkbar zu machen.

 
Hygiene im Haushalt

Hygiene im Haushalt ist wichtig, eine sterile Umgebung allerdings kontraproduktiv. Werden die Gegenstände im Haushalt permanent peinlichst sauber gehalten, zum Beispiel durch Desinfizieren der Spielsachen, der Hände, usw., steigt das Allergie-Risiko.

Auch hier gilt, dass der noch junge Organismus des Kindes mit den Keimen konfrontiert werden muss. Eine sterile Umgebung behindert diesen Lerneffekt, das Immunsystem lernt nicht zu unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist. Einfach ausgedrückt: Das Immunsystem lernt in einer sterilen Umgebung nicht zu erkennen, was ein unproblematischer Stoff ist und definiert ihn als feindlich (zum Beispiel Birkenpollen). Die Folge ist eine allergische Reaktion.

Schimmelpilze, Zigarettenrauch und Abgase

Schimmelpilze, Zigarettenrauch und Abgase können zu Allergien und chronischem Asthma führen. Vor allem Neugeborene und Kleinkinder sollten davor geschützt werden.

 
Der Lebensstil

Vielleicht sind es gar nicht die Haustiere, die das Allergie-Risiko senken, sondern der regelmäßige Spaziergang mit dem Hund im Grünen. Erwiesenermaßen haben Kinder, die am Bauernhof und in kinderreichen Familien aufwachsen ein gesundes Immunsystem und leiden nur selten an Allergien. Vermutlich ist es, wie im Leben so oft, von allem etwas.

Eltern sollten daher ihr Baby nicht vor jedweden Keimen schützen. Neben den bereits erwähnten Ratschlägen und Empfehlungen können Besuche auf einem Bauernhof helfen und auch Spaß machen.

Eltern, die offene Fragen haben, sollten bei ihrem Kinderarzt oder Allergologen nachfragen, wie sie das Immunsystem ihres Kindes stärken und es vor Allergien schützen.