FDEIA – die etwas andere Form der Nahrungsmittelallergie

Mann und Frau beim Kraftsport
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Eine allergische Reaktion auf Joggen, Radfahren oder Tennis klingt absurd. Denn gerade dem Sport werden positive Eigenschaften nachgesagt. Dennoch ist ein solches Szenario realistisch. 

Viele Menschen können unbeschwert Vollkornbrot, Pizza, Garnelen, Sellerie, Nüsse und Soja konsumieren. Hie und da stellt sich vielleicht ein Kribbeln ein, das aber nicht weiter von Bedeutung ist. Wird nach dem Essen Kraftsport ausgeübt, ist bei manchen Menschen die allergische Reaktion des Immunsystems vorprogrammiert. Allerdings können weder der Verzehr der Nahrungsmittel noch der Kraftsport für sich alleine diese Reaktion hervorrufen.

Erst das Zusammenwirken von Nahrungsmittel und Sport kann zu Bläschenbildung, Juckreiz und Atembeschwerden führen. Es gibt Fälle, wo nicht Kraftsport, sondern die Einnahme eines Schmerzmittels eine allergische Reaktion ausgelöst hat. Derartige Summationsanaphylaxien sind zwar selten, deswegen aber nicht weniger gefährlich. Und es gibt auch einen Namen dafür: FDEIA   

Was ist FDEIA?

Die Abkürzung FDEIA steht für food-dependent exercise-induced anaphylaxis und bedeutet auf Deutsch „Nahrungsmittelabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie“. Der Verzehr von Brot, Pizza und Soja alleine reicht bei der FDEIA nicht aus, um allergische Beschwerden auszulösen. Erst mit Unterstützung eines verstärkenden Kofaktors kommt es zu einer anaphylaktischen Reaktion. Der Zusammenhang ist nicht sofort erkennbar, da die allergische Reaktion mit einer Verzögerung von ein bis sechs Stunden nach Einnahme der Lebensmittel auftritt.

Weizen – kein Vollkornbrot vor dem Sport

Eine Sonderform der FDEIA ist die WDEIA (wheat-dependent exercise-induced anaphylaxis). WDEIA bedeutet weizenabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie und ist die am Besten erforschte nahrungsmittelabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie. Der Effekt tritt zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr von weizenhaltigen Nahrungsmitteln ein.

Vermutet wird, dass der Kofaktor eine erhöhte Magen-Darmpermeabiltität zur Folge hat. Wurden zuvor Lebensmittel mit Allergenen konsumiert, kommt es infolge der Magen-Darmpermeabilität zu einer Aufnahme der Allergene über die Darmwand. Da Sport die Verdauung fördert, werden außerdem die Allergene im Körper besser verteilt. Die Folge ist eine allergische Reaktion. 

Kofaktoren unter der Lupe – meistens ist es Ausdauersport

Ein oft festgestellter Kofaktor sind körperlich anstrengende Tätigkeiten, wozu auch Kraftsport zählt. Aber auch Gartenarbeit kann zur FDEIA führen. Welche Intensität körperlicher Anstrengung vorliegen muss, ist individuell unterschiedlich. Bei manchen Personen reicht sogar ein gewöhnlicher Spaziergang. Es ist aber erwiesen, dass gut trainierte Personen weniger zur FDEIA neigen als wenig trainierte. 

Einige Fakten zu den Kofaktoren 
  • Beim Leistungssport ist das Risiko höher als beim Sparziergang.
  • Wenig trainierte Personen sind stärker betroffen als fitte Sportler.
  • Frauen sind offenbar doppelt so stark betroffen wie Männer.
  • Schwimmen als Sport scheint gesund zu sein, denn bisweilen wurde dadurch noch keine Anaphylaxie ausgelöst.
Bekannte Kofaktoren
  • Anstrengende körperliche Betätigungen (sie gelten als Hauptauslöser z.B. Joggen, Mountainbiking, Fitnesscenter, Tanzen, Tennis, schwere Gartenarbeit)
  • Schmerzmittel (z.B. Aspirin)
  • Stress
  • Alkohol
  • Infekte
  • Hormonelle Faktoren (z.B. Menstruation)
  • Zahnfüllungen aus Amalgam
Wenn allergische Beschwerden auftreten

Menschen mit einer latenten Allergie sind sich ihres Leidens meistens nicht bewusst. Sie werden oft beim Sport von einer allergischen Reaktion überrascht. Treten Symptome wie Juckreiz, Heiserkeit oder Bläschenbildung auf, sollte der Sport sofort eingestellt werden. Bei schweren Symptomen wie Atemnot und Kreislaufschwäche sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. 

Niemand muss auf Sport verzichten

Eine FDEIPA lässt sich leicht umgehen. Ist bekannt, welche Lebensmittel in Verbindung mit dem Kofaktor nicht verträglich sind, sollten diese vor dem Sport nicht konsumiert werden. Als Alternative könnte vor dem Joggen anstatt Vollkornbrot zum Beispiel gekochte Kartoffeln konsumiert werden. Neben Nahrungsmittel aus Weizen können auch Meeresfrüchte, Obst, Sellerie, Tomaten, Erdnüsse, Haselnüsse, Soja, Kuhmilch und rotes Fleisch in Kombination mit einem Kofaktor zu einer FDEIA führen. 

Betroffene sollten immer für alle Fälle gerüstet sein und ein Allergie-Notfallset bei sich tragen. Damit können noch vor dem Eintreffen des Notarztes Beschwerden behandelt werden.