Dass sich im Erwachsenenleben eine Lebensmittelallergie einstellt, ist selten. Passiert sie aber, stehen Veränderungen an. Das gilt umso mehr in Partnerschaften. Eine Blaupause, wie man damit umgeht, gibt es nicht. Dafür sind Menschen zu verschieden. Wichtig ist, dass ein Prozess stattfindet, auch wenn er mit Hürden verbunden ist.
Allergien im Erwachsenenleben – die Zahlen nehmen zu
Laut Statistik erkranken in Österreich zwei bis vier Prozent der Bevölkerung im Erwachsenenleben an einer Lebensmittelallergie. Tendenz: steigend. Im Erwachsenenalter auftretende Allergien bleiben meistens lebenslang bestehen, was bei einer Lebensmittelallergie eine Umstellung der Ernährung bedeutet. Doch wie geht man in einer Partnerschaft damit um?
Manche Paare reagieren pragmatisch. Sie akzeptieren die neue Tatsache und stellen sich darauf ein. In anderen Paarbeziehungen muss sich zunächst der oder die Betroffene mit der neuen Realität abfinden. Das braucht Zeit, mitunter auch Unterstützung. Und manchmal ist es so, dass die Betroffenen damit besser zurechtkommen als die nicht betroffenen Partner. Auch hier ist Unterstützung nötig, um die neue Situation anzunehmen.
Veränderungen brauchen Zeit und Geduld
Der Gedanke, bei der Essenszubereitung eine falsche Zutat zu verwenden und damit einen anaphylaktischen Schock auszulösen, kann Stress verursachen und die Beziehung belasten. Denn Ernährung ist im Beziehungsleben ein wichtiger Eckpfeiler. Frühstücken im Bett und romantische Dinner sind mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es sind wichtige Rituale und fester Bestandteil des Beziehungs-Konstrukts. Geraten sie ins Wanken, können sie die Beziehung schwächen.
Wie Betroffene reagieren, hängt von deren Persönlichkeit ab. Hier hat jeder sein eigenes Strickmuster. Doch unabhängig davon, wie die Reaktion ausfällt, ist es viel wichtiger, dass die Betroffenen die Notwendigkeit einer Veränderung anerkennen und bereit sind, sie anzunehmen. Je nach Persönlichkeit erfolgt dieser Prozess daher unterschiedlich – bei manchen einfacher, bei manchen schwieriger. Wichtig ist, dass er passiert!
Der Mensch an deiner Seite ist noch immer derselbe
Die Stabilität einer Beziehung wird durch die Partner definiert. Von ihnen hängt es ab, wie gut sie sich neuen Bedingungen anpassen können. Anpassungsfähigkeit ist nötig, um Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Die Grundlage dafür sind gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme sowie Wertschätzung und Verständnis füreinander.
Eine Lebensmittelallergie ändert den Speiseplan, doch das Ritual eines gemeinsamen Frühstücks und romantischen Dinners bleibt dasselbe. Paare sollten sich Zeit nehmen und diese Sichtweise einnehmen. Das erleichtert es, Essgewohnheiten an die neue Realität anzupassen und neue Speisen für sich zu finden.
Soll auch der nicht betroffene Partner verzichten?
Bei einer Lebensmittelallergie muss die betroffene Person auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Aber gilt der Verzicht auch für den Partner und andere Mitbewohner? Hier kommt es auf den Stärkegrad der Lebensmittelallergie an, also wie sehr Leben und Gesundheit der betroffenen Person bedroht sind.
Ein anschauliches Beispiel bietet die Erdnussallergie. Bei einem hohen Allergierisiko genügt eine offene Packung Erdnüsse, um über die Atmung einen anaphylaktischen Schock auszulösen. Auch ein Kuss kann, wenn der nicht betroffene Partner Erdnüsse gegessen hat, allergische Reaktionen auslösen. In einem solchen Fall sind vom Verzicht auch der Partner und Mitbewohner betroffen.
Der nicht allergische Partner kann auch freiwillig auf bestimmte Lebensmittel verzichten. In manchen Beziehungen wird dies als Zeichen der Solidarität gesehen, in anderen nicht. Es kommt auch darauf an, welchen Stellenwert Essen und gemeinsame Erlebnisse in der Partnerschaft einnehmen.
Insgesamt erfordert der Umgang mit Lebensmittelallergien in einer Beziehung Flexibilität, Verständnis und die Bereitschaft, gemeinsam neue Wege zu finden.