Erdnussallergie: Zulassung von US-Medikament bald auch für Europa?

Erdnüsse
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Geringste Spuren von Erdnüssen können bei Allergikern zu schweren körperlichen Reaktionen oder sogar zum Tod führen. Besonders Eltern sorgen sich um ihre betroffenen Kinder. Die US Food and Drug Administration (FDA) hat nun ein Medikament zur Linderung allergischer Reaktionen bei Kindern zugelassen.

Die US-Arzneimittelbehörde (FDA) hat erstmals ein Medikament zur oralen Immuntherapie bei Erdnussallergie zugelassen. Das Präparat heißt Palforzia. Durch kontrollierte Gaben sehr kleiner Mengen des Allergens hilft es dabei, dass Betroffene nicht gleich beim geringsten Kontakt mit Erdnüssen allergisch reagieren. Die FDA stützte sich bei ihrer Entscheidung vor allem auf die Ergebnisse einer internationalen Studie, bei der insgesamt 551 Patienten im Alter zwischen 4 und 17 Jahren involviert waren. Die Behörde hatte zunächst Bedenken, weil es bei der langfristigen Behandlung mit dem Präparat auch zu sogenannten anaphylaktischen Komplikationen kommen kann. Ausgangspunkt für die Erprobung einer oralen Immuntherapie bei Erdnussallergie war der große Leidensdruck der Eltern von Kinder die unter dieser Allergie leiden.

Zahl der Allergiker fast verdreifacht

In den USA und in England leiden deutlich mehr Menschen an einer Erdnussallergie als in Deutschland. In Europa leiden, Schätzungen zufolge, 1,3 bis 8 Prozent der Kinder und 0,3 bis 2,4 Prozent der Erwachsenen an Nahrungsmittelallergien. Neben Hühnerei, Milch, Meeresfrüchten und Sellerie gehören Baum- und Erdnüsse zu den Hauptauslösern. In Großbritannien hat sich die Zahl der Erdnussallergiker von 1989 bis 1995 fast verdreifacht. In den USA schätzt man, dass 1,5 Millionen Menschen an Erdnussallergien leiden und 50 bis 100 Menschen pro Jahr an diesen Allergien sterben. Problem: Erdnüsse sind in vielen Nahrungsmitteln enthalten und schüren bei den Eltern die Angst vor einem Allergieschock ihrer Sprösslinge. Therapiemöglichkeiten gab es bisher keine.

Vorbild Pollenallergie

Auf Initiative von Selbsthilfegruppen kam es 2011 zur Gründung der Firma "Aimmune". Ziel war es, eine effektive Therapie gegen Erdnussallergie zu entwickeln. Als Vorbild diente die bei Bienen- und Pollenallergie bereits seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzte Immuntherapie, die früher auch als Hyposensibilisierung bezeichnet wurde. Bei dieser oralen Immuntherapie werden zunächst sehr kleine Mengen des Allergens über den Mund aufgenommen. Über viele Wochen hinweg wird die Dosis gesteigert. Das Immunsystem soll auf diese Weise lernen, dass es sich bei den allergieauslösenden Stoffen um harmlose Stoffe handelt, die nicht bekämpft werden müssen. Die Therapie erfolgt unter ärztlicher Aufsicht. In den Studien, an der auch die Charité Berlin und die Universität Frankfurt beteiligt waren, wurde ein Erdnusspulver über 24 Wochen hinweg mit steigender Dosis verabreicht. Begonnen wurde mit 0,5 Milligramm und beendet wurde die Therapie mit 300 Milligramm, was ungefähr einer Erdnuss entspricht. Daraufhin wurde weitere 24 Wochen diese Dosis beibehalten. Am Ende wurden die Probanden mit einer Dosis von 600 Milligramm einem sogenannten Allergenprovokationstest unterzogen. Den Test bestanden am Ende der Untersuchung insgesamt 67,2 Prozent der mit dem Allergen provozierten Probanden und 4 Prozent der Probanden, die mit einem Placebo behandelt worden waren. Während der Untersuchungen kam es bei knapp 10 Prozent der Studienteilnehmer zu einer allergischen Reaktion. Das Notfallset mit Noradrenalin musste bei 10,4 Prozent eingesetzt werden. In einem Fall kam es sogar zu einer schweren allergischen Reaktion. Aus diesem Grund hatte die FDA zunächst mit der Zulassung der Therapie gezögert.

Studie zeigt positive Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen jedoch eindeutig, dass die orale Immuntherapie auf Dauer die Zahl der allergischen Reaktionen durch versehentliche Exposition mit Erdnüssen senken kann. Dennoch sind die damit behandelten Kinder weit davon entfernt, ohne Gefahr Erdnüsse essen zu können. Durch die Behandlung kann jedoch den Kindern und vor allem ihren Eltern die Angst vor einem anaphylaktischen Schock oder sogar dem Tod der Kinder nach unbeabsichtigtem Erdnussverzehr, beispielsweise auf einem Kindergeburtstag, genommen werden.

Zulassung nur mit Sicherheitsplan

Die FDA hat die Zulassung der Therapie ausdrücklich an einen Sicherheitsplan geknüpft. Die Behandlung, die nur für Kinder im Alter zwischen 4 und 17 Jahren zur Verfügung steht, dürfen nur besonders zertifizierte Ärzte durchführen. Patienten und Eltern der Kinder werden vor Start der Therapie ausführlich eingeschult und über die Risiken informiert. Wann das Medikament in Europa zugelassen wird ist noch unklar, aber der Hersteller hat bereits einen Antrag bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) gestellt.