„Das Beste, das man tun kann, ist, sich zu Hause einen allergenarmen Lebensraum zu schaffen“

Uwe E Berger, Leiter Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation, Medizinische Universität Wien, HNO Klinik
MedUni Wien

Uwe E. Berger, Leiter Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation, Medizinische Universität Wien, HNO Klinik gibt Tipps wie Pollenallergiker einen allergenarmen Lebensraum schaffen können.

Interview :Helene Tuma

Herr Berger, wie sollen sich Allergiker während der Pollenzeit verhalten?

Das Beste, das man tun kann, ist sich einen allergenarmen Lebensraum zu schaffen, man nennt das Allergenkarenz. Wenn wir raus gehen und draußen unterwegs sind oder beruflich unterwegs sind, ist das natürlich kaum zu schaffen, aber man kann sich zumindest zuhause ein allergenarmes Umfeld schaffen. Das ist fast die Hälfte des Tages, deshalb profitiert der Patient sehr viel davon.

Können Sie einige Tipps geben, wie man einen allergenarmen Lebensraum schafft?

Dazu gehören zum Beispiel Pollenschutzgitter, die an den Fenstern angebracht werden. Man sollte nur dann lüften, wenn man auf der stundengenauen Vorhersage auf www.pollenwarndienst.at sieht, dass in seiner Region um eine bestimmte Uhrzeit wenig Pollenbelastung vorhergesagt wird. Genau aus diesem Grund haben wir das entwickelt und auf die Homepage gestellt. Und gleichzeitig empfehle ich immer, Luftreiniger zu Hause aufzustellen, je mehr je besser. Die kosten nicht mehr so viel und haben einen unglaublichen Effekt. Sie filtern nicht nur Pollen aus der Luft, sondern auch Feinstaub, Ozon usw. Die Luftqualitätsparameter haben einen massiven Einfluss auf die Symptomlast. Das heißt, je schlechter die Luft, zum Beispiel durch Rauchen, Ozon in der Luft durch elektrische Geräte erhöhen die Symptomlast und vermindern die Lebensqualität. Mit diesen Luftreinigern hat man die Möglichkeit es massiv besser zu machen. Wenn ich nach Hause komme, sollte ich die Kleidung in einem Bereich ablegen wo ich mich nicht dauern aufhalte. Also nicht im Wohnzimmer auf das Sofa schmeißen, wo ich mich dann zwei Stunden später draufsetze. Dann sollte man, wenn es geht die Haare zumindest mit klarem Wasser durchspülen, denn das was in unserem Haarkleid zu finden ist, landet auf dem Kopfpolster. Diese Pollen werden dann eingeatmet und landen in der Nase.  Dadurch entstehen Atembeschwerden in der Nacht. Außerdem wäre es optimal, sein Leben draußen stundengenau zu planen. Ich muss ja nicht Fahrrad fahren gehen um 12 Uhr, wenn die maximale Belastung draußen ist, um 18 Uhr geht es vielleicht ein bisschen besser. Hier hilft die stundengenaue Vorhersage der Pollenbelastung über die App des Pollenwarndienstes oder online www.pollenwarndienst.at. Wenn man öffentlich fahren muss, sollte man in der Hauptbelastungszeiten an einen breitkrempigen Hut und Sonnenbrillen denken. Es mag vielleicht blöd ausschauen, wenn man in der U-Bahn eine Sonnenbrille trägt, es hilft aber ungemein. Wenn man mit dem Auto fährt, sollte man sich informieren, ob es für diese Marke und dieses Modell Pollenschutzfilter gibt, die man nachträglich einbauen kann. Auf alle Fälle, sollte man das Fenster im Auto geschlossen halten.

Helfen auch Nasensprays?

In der Apotheke gibt es Hilfsmittel wie Meersalzwasser zum Spülen, auch Meersalzwasser-Nasensprays helfen. Es gibt einen einfachen Trick: einen Tropfen Olivenöl auf den kleinen Finger und die Ränder der Nase damit einschmieren und etwas in die Nase hineinschmieren. So bleiben die Pollen haften, bevor sie in die Nase gelangen können. Wenn ich raus gehe, zum Beispiel zur Arbeit, gehe ich dort, sobald ich ankomme auf die Toilette und spüle die Nase mit einer Kochsalzlösung aus und es geht mir um vieles besser. Man kann den Chef und die Kollegen auch bitten, die Fenster nicht ständig geöffnet zu halten.  

Leidet jeder Pollenallergiker gleich stark?

Jeder von uns leidet unterschiedlich. Es ist unglaublich, wie stark die persönliche Einstellung damit zu tun hat. Wenn es mir gut geht, leide ich weniger, wenn es mir psychisch schlecht geht, ist auch die Allergie viel stärker. Erschwerend dazu kommt noch, dass in Stresssituationen der Körper auch noch massiver reagiert  Auch der Pollengehalt im Pollenkorn variiert von Tag zu Tag und von Region zu Region. Es hängt also auch vom Wohnort ab, wie stark man leidet. Ballungszentren wie Wien oder Graz sind aufgrund der Luftverschmutzung eine Katastrophe. Das heißt, es kann Jahre geben, in denen man extrem leidet und Jahr, in denen man gar keine Probleme hat.