Zunehmende Vielfalt
Pollenallergien nehmen zu und werden immer vielfältiger. „Wir sind heute beinahe das ganze Jahr über mit Allergenen konfrontiert, die zum Teil vor einigen Jahren noch gar nicht als Allergie-Auslöser bekannt waren“, beschreibt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI), die heuer ihren 50. Geburtstag feiert. Die allermeisten ExpertInnen der IGAV sind übrigens auch ÖGAI-Members. So stehen in den österreichischen Gärten vermehrt exotische Pflanzen wie Oliven- und Feigenbäume oder die japanische Zeder, die hohes allergenes Potenzial haben und aufgrund der Klimaerwärmung auch in unseren Breiten immer besser gedeihen.
Apropos Klimaerwärmung: Der Luftschadstoff Ozon trägt bekanntermaßen maßgeblich zum Klimawandel bei, hat aber auch direkten Einfluss auf das allergische Geschehen. „Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass das Reizgas unabhängig von der Menge an Pollenkörnern in der Luft die Symptome vor allem bei Gräser- und Birkenpollenallergikern verschlechtert“, informiert Markus Berger, Mitarbeiter des Österreichischen Pollenwarndienstes und warnt: „Die Belastung muss trotz schwächerem Pollenflug daher nicht unbedingt als gering empfunden werden. Auch wenn der Pollenflug sehr plötzlich einsetzt, können die Belastungen als stark erlebt werden.“ Zur gärtnerischen Vielfalt im Konzert mit der Klimaveränderung sowie der Luftverschmutzung kommt das Phänomen der Kreuzreaktionen. Jensen-Jarolim erklärt: „Das bedeutet, ein Allergiker bzw. eine Allergikerin reagiert nicht nur auf ein Allergen aus einer Allergenquelle, sondern kann auch gegen strukturell ähnliche Allergene in anderen Pflanzen oder bestimmten Nahrungsmitteln sensibilisiert sein.“ Diese neue Vielfalt muss auch getestet werden können. „Heute erlauben moderne Tests mit sehr vielen Allergenen, eine präzise Diagnose vorzunehmen. Mit dieser sogenannten molekularen Allergiediagnostik können auch Sensibilisierungen gegen seltene Pollen identifiziert und mögliche komplexe Kreuzreaktionen ausgeforscht werden“, sagt die Allergie-Expertin. Abgestimmt mit den berichteten Beschwerden und den Ergebnissen eines Hauttests können personalisierte Empfehlungen zur Allergenvermeidung, symptomatischen Therapie und ganz besonders zur allergenspezifischen Immuntherapie punktgenau eingesetzt werden.