„Besonders problematisch ist Amalgam“

Dr. Gerhard Zips, Zahnarzt und Spezialist für Zahnbehandlungen für Allergiker
privat

Dr. Gerhard Zips, Zahnarzt und Spezialist für Zahnbehandlungen für Allergiker, über Allergie-Risikofaktoren und Speziallösungen aus Kunststoff.

Interview: Stephan Scoppetta

 

Fällt Ihnen in den vergangenen Jahren auf, dass es immer mehr Patienten mit Allergien in Ihrer Ordination gibt?

Eine Steigerung der auf den Anamneseblättern angegeben Allergien ist bei uns in der Praxis nicht gegeben. Die am häufigsten angegeben Allergien sind Gräser/Pollen und Unverträglichkeiten speziell gegen Antibiotika, besonders Penicillin. Besondere Materialallergien sind in den letzten Jahren nicht signifikant gestiegen, sehr wohl aber der persönliche Wille, metallfrei, oder körperverträglich versorgt zu werden!

Welche Auslöser für allergische Reaktionen gibt es bei der Zahnbehandlung?

Bei dieser Frage müssen wir uns lediglich auf körperliche Allergien und nicht iatrogenes Fehlverhalten durch falsche Dosierung konzentrieren. Bei den Materialien ist besonders problematisch Amalgam. Es ist bekannt, dass besonders das in Amalgamfüllungen enthaltene Quecksilber sehr problematisch ist, wenn es durch verschiedene Faktoren freigesetzt wird und in den Körper gelangt. Es bildet verstärkt freie Radikale, was Gewebe und Organe schädigen kann. Kunststoffe für Füllungen sind gut verträglich, aber auch hier kann man auf Inhaltsstoffe und/oder den Kleber allergisch sein. Hierfür gibt es bereits zahlreiche Kunststoffe, die frei von allergischen Inhaltsstoffen sind. Ein Problem bei diesen Kunststoffen sind aber geringere Haftwerte und dadurch eine reduzierte Haltbarkeit. Auch bei den Teil- Totalprothesen hat sich hier in den letzten Jahren sehr viel getan und hier gibt es für Allergiker ausgezeichnete Alternativen aus Kunststoff. Besonders das metallersetzende PEEK-Material (Polyetheretherketon, ein Hochleistungskunststoff – thermoplastisch und damit Allergiefrei), wird seit rund zehn Jahren sehr erfolgreich in der Zahnmedizin eingesetzt und bietet zahlreiche Vorteile für Allergiker.

Steckt nicht ein Risiko für Allergiker im Bereich der Anästhesie?

In diesem Bereich sind Allergien eher selten.  Sollten Allergien oder Unverträglichkeiten bekannt sein, kann der behandelnde Zahnarzt auf eine Anästhesie ohne Vasokonstriktor, also gefäßverengende Substanzen wie Adrenalin, zurückgreifen.

Gibt es besondere Risiken, die man bei Zahnbehandlungen als Allergiker dem Zahnarzt unbedingt vorher mitteilen sollte?

Natürlich! Jede Allergie ist dem Arzt mitzuteilen. Das Fachwissen des Behandlers wird die notwendigen Maßnahmen zur richtigen Therapie dann einleiten. Bei Medikamenten- oder Material-Allergien gibt es meistens verträgliche Alternativen. Besonders wichtig ist, dass behandelnde Ärzte auch Wechselwirkungen von Medikamenten berücksichtigen, damit es nach einer Zahnbehandlung zu keiner Abschwächung oder Steigerung der Ursprungstherapie kommt.

Immer wieder treten Fälle von Patienten auf, die unbestimmte Symptome entwickeln, weil sie gegen Zahnfüllungen oder andere Zahnbehandlungen allergisch sind, das aber nicht wissen. Wie lässt sich das abklären? Welche nächsten Schritte sind hier zu setzen?

Das lässt sich sehr gut mit einem Allergietest herausfinden. Es gibt dafür eigene zahnmedizinische Testreihen. Gibt es ein positives Ergebnis, wird das Material, welches nicht vertragen wird, entfernt und durch ein Verträgliches ersetzt. Weiters können spezielle Blutanalysen hier Klarheit bringen. Hier gibt es übrigens auch eine Fülle von alternativmedizinische Möglichkeiten wie Prognos-Messungen, Kinesiologie und Homöopathie, um Unverträglichkeiten herauszufinden. Übrigens wenn jemand auf „Modeschmuck“ Hautreaktionen hat, ist bestimmt eine Metallallergie vorhanden.

Welche Spezialangebote für Allergiker bietet Ihre Ordination?

Wir bieten hier ein umfassendes Angebot und haben in den vergangenen Jahren auch das entsprechende Know-how entwickelt. In der Basisversorgung und Kariessanierung versuchen wir soweit möglich auf Metalle (Amalgame) zu verzichten. Dabei ist noch immer Kostenbelastung für die Patienten ein echtes Problem. Leider wird von den Krankenkassen im Seitenzahnbereich noch immer nur eine Amalgamfüllung bezahlt, außer bei Schwangeren, stillenden Müttern und Kindern bis zum vollendeten 16 Lebensjahr. In der ästhetischen Therapie verwenden wir nur metallfreien Zahnersatz (Kronen/Brücken in Reinkeramik) um einerseits Allergien auszuschließen und gleichzeitig auch schönere und natürlichere Ergebnisse zu erzielen. In der prothetischen Therapie (jede Form von Zahnersatz) arbeiten wir seit über 40 Jahren, in unserer familiengeführten Ordination, mit einem allergie- und allergenfreien Spezialmaterial, mit dem wir bis heute ausgezeichnete Erfahrungen gemacht haben. Wird für herausnehmbare Zahnersatzlösungen meist ein Metallbügel verwendet, der bei Allergikern bis vor kurzem noch aus Gold gefertigt war und damit sehr teuer war, so können wir dieses Problem heute deutlich besser und günstiger mit dem Spezialmaterial PEEK lösen. Dieser Hochleistungskunststoff wird bei uns als Metallersatz bei Teilprothesen, oder als verstärkende Struktur bei komplexeren Arbeiten eingesetzt.

Mehr Infos unter: https://www.zipszahn.at/