Zöliakie: Fünf Fragen und Antworten

aufgeschnittenes Brot
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Für Menschen, die an Zöliakie leiden, ist es wichtig, sich genau über Ursachen, Symptome und Behandlung der Glutenunverträglichkeit zu informieren.

Wir stellen fünf Fragen und Antworten zum Thema Zöliakie vor:

 

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine genetisch bedingte, lebenslange Darmerkrankung, die als Mischform aus Allergie und Autoimmun-Krankheit einzuordnen ist. Menschen mit Zöliakie haben eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten – dem so genannten „Kleber-Eiweiß“, das in Weizen, Roggen und Gerste sowie deren Abstammungen und Kreuzungen vorkommt. Schon die Aufnahme kleinster Mengen Gluten führt bei den Betroffenen zu einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut: Denn das Immunsystem bildet fälschlicherweise Antikörper, die sich gegen das eingedrungene Gluten, aber auch gegen den eigenen Körper richten. In Folge werden die Darmzotten (Erhebungen im Darm, die für die Aufnahme von Nährstoffen zuständig sind) beschädigt, Nährstoffe vom Körper nur noch unzureichend absorbiert. Das führt zu Mangelerscheinungen, Verdauungsstörungen und weiteren Folgeerkrankungen. Die Zöliakie muss klar von der klassischen Weizenallergie oder der Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität abgegrenzt werden: Bei diesen treten zwar ähnliche Symptome in Erscheinung, Betroffene weisen aber nicht jene Antikörper und Darm-Veränderungen auf, die mit einer Zöliakie einhergehen. 

 

Welche Ursachen hat die Erkrankung und wie häufig tritt sie auf?

Zöliakie ist genetisch bedingt – das bedeutet, dass nur jene Menschen daran erkranken können, die genetisch dazu veranlagt sind. Weltweit wird jeder Dritte mit einem oder beiden der Gene geboren, die mit Zöliakie in Verbindung stehen (HLA-DQ2 und HLA-DQ8). Bei den meisten bricht die Krankheit jedoch nicht aus. Nur eine von 40 dieser genetisch vorbelasteten Personen entwickelt möglicherweise eine Zöliakie. Häufig geht Zöliakie gemeinsam mit anderen Erkrankungen wie Diabetes Typ 1, Autoimmun-Erkrankungen der Schilddrüse oder Haut sowie Trisomie 21 („Down-Syndrom“) einher. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten. Insgesamt leidet etwa ein Prozent der Weltbevölkerung an einer Glutenunverträglichkeit, Frauen sind etwas häufiger betroffen, als Männer. Als vererbbare Krankheit tritt Zöliakie innerhalb der Familie gehäuft auf. Menschen, deren Eltern, Kinder oder Geschwister kein Gluten vertragen, erkranken mit einer Wahrscheinlichkeit von etwas mehr als zehn Prozent auch selbst.

Welche Symptome gehen mit einer Zöliakie einher?

Zöliakie kann eine große Bandbreite von mehr als 200 Symptomen hervorrufen, die nicht nur das Verdauungssystem betreffen. Bei jedem Menschen sind die Symptome in Art und Ausprägung unterschiedlich. So leiden zum Beispiel Kinder häufiger unter Verdauungsstörungen als Erwachsene, die wiederum oft mit Müdigkeit, allgemeinem Unwohlsein oder Kopfschmerzen zu kämpfen haben. Viele Zöliakie-Patienten scheinen gar keine Symptome zu haben – doch alle riskieren langfristige Komplikationen, wenn sie trotz der Unverträglichkeit weiterhin Gluten konsumieren.

Die folgende Liste zeigt eine Übersicht häufiger Symptome, die mit einer Zöliakie in Verbindung stehen bzw. durch den mit ihr einhergehenden Nährstoffmangel verursacht werden:

  • Störungen des MagenDarm-Trakts: Etwa Durchfall, Verstopfungen, Blähungen, Bauchschmerzen oder häufiges Übergeben; Darmblutungen.
  • Anämie, Eisenmangel etc.
  • Schäden an den Knochen: Arthritis, Osteoporose oder Osteopenie
  • Kopfschmerzen, Migräne, Krampfanfälle
  • Mundfäule und Aphthen
  • Erkrankungen der Leber und Galle
  • Unfruchtbarkeit, wiederholte Fehlgeburten
  • Erkrankungen des peripheren Nervensystems
  • Müdigkeit und Lethargie; Depression, Nervosität

Bei Kindern werden – zusätzlich zu den sehr häufigen Verdauungsproblemen – Gewichtsverlust, Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen (etwa ein spätes Einsetzen der Pubertät) sowie Zahnschmelz-Schäden beobachtet. Auch Verhaltensauffälligkeiten (zum Beispiel Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit) sind keine Seltenheit.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Da die Beschwerden sehr unterschiedlich und individuell sind, wird Zöliakie nicht immer sofort erkannt. Nach einem Anamnese-Gespräch, in dem besonders auf die Familiengeschichte Rücksicht genommen wird, erfolgt die Diagnose in zwei Schritten: Zunächst wird das Blut auf den für Zöliakie charakteristischen körpereigenen Antikörper Gewebe-Transglutaminase (TTG) untersucht. Fällt der Test positiv aus, führt ein Gastroenterologe üblicherweise eine Gastroskopie (Magen-Darm-Spiegelung) durch, um die Diagnose zu bestätigen. Bei dieser untersucht er den Dünndarm auf typische Schäden und entnimmt Gewebeproben, um mit Hilfe eines Mikroskops feststellen zu können, ob die Darmzotten abgeflacht sind.

Achtung: Der Bluttest und die Gastroskopie können nur akkurate Ergebnisse liefern, wenn der Patient zuvor Gluten in „normalen“ Mengen zu sich genommen, also noch nicht mit einer glutenfreien Diät begonnen hat. 

Wie wird Zöliakie behandelt?

Die Zöliakie bleibt ein Leben lang bestehen. Sie kann zwar nicht geheilt, aber mit einer kontinuierlichen glutenfreien Diät gut in den Griff bekommen werden. Konsequenz ist dabei sehr wichtig: Denn auch kleinste Mengen Gluten können den Darm schädigen und Folgeerkrankungen hervorrufen. Nimmt man kein Gluten mehr zu sich, gehen die Symptome in den meisten Fällen bereits nach wenigen Wochen zurück.

Dazu sollte man wissen, welche Nahrungsmittel zu meiden sind: Besondere Vorsicht ist bei getreidehaltigen Produkten wie Brot, Gebäck, Kuchen, Müsli und Teigwaren geboten. Aber auch fettreduzierte Milchprodukte, Soßen, Dressings und Marinaden, Fertigprodukte, Bier, Malzkaffee oder aromatisierter Tee können Gluten enthalten, da das Eiweiß häufig als Trägermittel für Aromen verwendet wird. Auch in einigen Medikamenten sind Spuren von Gluten zu finden. Daher gilt es, Produkte zu wählen, die entweder von Natur aus glutenfrei oder als glutenfrei markiert sind. Dazu gehören Getreide-Arten wie Reis, Hirse oder Quinoa, Hülsenfrüchte, Nüsse, frisches Obst und Gemüse, unbehandeltes Fleisch und frischer Fisch, sowie Eier und viele Milchprodukte.

Wenn Sie wissen, welche Lebensmittel Gluten enthalten, Inhaltsstoffe auf Verpackungen genau studieren und nichts essen, das mit Gluten kontaminiert sein könnte (Achtung beim Aufbewahren, Zubereiten und Servieren), steht einer nährreichen, ausgewogenen und abwechslungsreichen glutenfreien Ernährung nichts im Weg.