Der „Siegeszug“ des Ragweed

Sebastian Wegener
Ragweed, Ambosia, Beifußblättriges Traubenkraut
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Die Ragweedpollenallergie ist bekannt als „Herbstheuschnupfen“, der die Pollensaison in den Herbst hinein verlängern kann. Und sie ist vor allem auch deswegen so gefährlich, weil die Reizschwelle bei Ragweedpollen deutlich geringer zu sein scheint als bei anderen Pollenallergien.

So reichen schon Konzentrationen von nur wenigen Ragweedpollenkörnern pro Kubikmeter Luft aus, um Beschwerden auszulösen.

Doch was ist eigentlich Ragweed, diese zunehmende Plage für Allergiker?

Ragweed hat viele Namen: Ambrosia, Fetzenkraut oder beifußblättriges Traubenkraut (wissenschaftlich: Ambrosia artemisiifolia). Es gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae), die auch Beifuß, Goldrute, Kamille, Sonnenblume und Arnika umfasst (Achtung Kreuzreaktionen!), ist windbestäubt und produziert daher große Mengen an Pollen. Nur eine einzelne Pflanze kann in ihrer Blütezeit bis zu einer Milliarde Pollenkörner entwickeln.

Extrem robust und ausdauernd

Die Pflanze selbst ist eine einjährige krautige Pflanze (es gibt auch mehrjährige Arten), ist gekennzeichnet durch gefiederte Blätter, einen weißlich behaarten Stängel und körbchenförmige Teilblütenstände. Ragweed kann in Mitteleuropa bis zu 1,8 Meter hoch werden. Die kleinen, kapselförmigen Samen, die bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben, sind zudem ideal geeignet, um mit dem Wind vertragen (entlang von Bahngleisen und Autobahnen) und unbemerkt eingebracht zu werden (mit Baustellengeräten, in Vogelfutter). Dementsprechend findet man Ragweed primär an sogenannten Ruderalstandorten, also auf gestörten, von Menschen stark beeinflussten Böden (Straßenränder, Kiesgruben, Schutthalden, Baustellen, Äcker). Die größten Ragweed Bestände finden sich innerhalb Europas in Osteuropa, im Rhône-Tal in Frankreich und in Norditalien.

Einmal um die ganze Welt

Ragweed gilt als invasive Art und wird in Europa als sogenannter Neophyt betrachtet, der sich rasch ausbreitet und damit die heimische Biodiversität bedrohen kann. Ursprünglich war Ragweed in Nordamerika heimisch und wurde von dort nach Europa, Asien und Australien eingeschleppt. Man geht davon aus, dass sich Ragweed nach dem zweiten Weltkrieg durch Saatgutlieferungen aus den USA in Europa verbreitet hat. Die für den Ferntransport geeigneten Samen, der flugfähige Pollen, der über weite Strecken von hunderten Kilometern transportiert werden kann und die Begünstigung in vom Menschen beeinflussten Gebieten haben die Verbreitung beschleunigt. In dichter besiedelten Gebieten kam es bis in die Mitte der siebziger Jahre zu einer Verbreitung durch verunreinigtes Vogelfutter und Saatgut. Eine lokale Einbürgerung konnte erstmals in den 1970er Jahren in Ostösterreich auf Hackfruchtäckern nachgewiesen werden.

Der Osten ist besonders betroffen

Bis in die frühen 2000er Jahre wurde eine neue Ausbreitungswelle entlang der Straßennetze, vornehmlich der Autobahnen, festgestellt. Aktuell sind vor allem die östlichen und südlichen Bundesländer betroffen, also Burgenland, Wien, Niederösterreich, die Steiermark, teilweise aber auch Kärnten und Oberösterreich. Der Westen Österreichs und die Bundesländer Salzburg, Osttirol, Tirol und Vorarlberg können für Ragweedpollenallergiker als Urlaubsziel empfohlen werden.