Was kann alkoholfreier Wein wirklich?

Marko Locatin
Verkostung alkoholfreier Weine
Bildautor: Marko Locatin

2008 gegründet, ist Roman Proschinger seit 2021 Geschäftsführer von Vinumis. Von Beginn an hat er sich auf alkoholfreie Weine spezialisiert. Am Wiener Rennweg 23 kann man seine „Freie Weine“ verkosten. Wir waren vor Ort.

Es gibt (siehe Interview) gewiss eine Menge guter Gründe, dem Alkohol völlig oder temporär abzuschwören. Mach einer fastet, manch eine erwartet Nachwuchs. Allergien, Medikamente und Krankheiten sind weitere Gründe. Und ja: es gibt tatsächlich Menschen, denen Alkohol schlicht nicht schmeckt. Das Thema, wie so vieles in diesen Zeiten, polarisiert gewaltig – wobei aber jegliche Aufgeregtheit fehl am Platze ist. Klaus Postmann, er beschäftigt sich seit Jahren als Weinmarketer & Weinjournalist mit entalkoholisierten (alkoholfreien) Weinen, meint dazu in einem Posting auf Facebook: Wie in vielen Bereichen unserer Kulinarik (Stichwort Vegan) stelle ich auch hier fest, dass sich die Diskussion am Markt in Richtung der bekannten Schwarz-Weiß-Mentalität entwickelt. Es scheint für viele schwer, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Es gibt nur Gut versus Böse. Dabei bietet gerade alkoholfreier Wein in unserer Branche eine wunderbare und wertvolle Ergänzung in Richtung "Mindful Drinking“. Bevor ich jetzt aber verantwortungsvoll trinke (zugegeben: das ist nicht immer der Fall bei mir), habe ich ein kleines Interview mit Roman Proschinger, Geschäftsführer bei Vinumis, geführt

 

Das Interview:

Herr Proschinger, ist Wein ohne Alkohol eigentlich noch Wein? 

Wein ohne Alkohol ist noch Wein und fällt auch ins Weingesetz. In Österreich gilt alles unter 0,5 % Alkohol als alkoholfrei.

Wie wird Wein ohne Alkohol gemacht?

Unsere Weine werden mit Vakuumdestillation schonend bei 28 Grad entalkoholisiert.

Welche eurer Weine sind besonders beliebt?  

Green Pepper (Grüner Veltliner) - in Österreich dürfen wir laut Gesetz die Sorte nicht auf das Etikett schreiben - ist unser ältester und meistverkaufter Weißwein. Gemischte Katz Prickel Edition ist unser Bestseller im Sparkling Bereich.

Was trinkst du selbst gern?

Den Green Pepper, im Sommer auch gern als alkoholfreier Spritzer, sowie unsere Gemischte Katz Prickel mit dem neuen Bitteritivo als perfekten Aperitif zu jeder Jahreszeit.

 

Die Verkostung:

  • Green Pepper/Weinviertel: Traubige leichte Würze, milder Pfeffer – wie in der Nase auch am Gaumen. Abgang: kurz.
  • Green Pepper Blanc/Weinviertel: Kräftigere Nase, wenn man es weiß, schmeckt man SB, gute, aber nicht aufdringliche Säure, a dünnes Mundgefühl, ebensolcher Abgang.
  • Gemischte Katz/Weinviertel (u.a. Gelber Muskateller): Zurückhaltend in der Nase, leicht, schlank, elegant, etwas voller als Green Pepper.
  • Gemischte Katz Pickel Edition (Muskateller, Müller-Thurgau, Grüner Veltliner): Frische, feinperlige Perlage, blumig, nussig, dichte Säure; der kompletteste Wein unter den Weißen.
  • Die Rote Katz: Oh, Überraschung: Sorten typische Blaufränker-Nase, dunkle Beeren, elegant, schlank, ebensolcher Abgang.

 

Kurzes Fazit:

Entalkoholisierte Weine werden immer besser. Sie sind kein Ersatz, vielmehr Ergänzung zu den „alkoholischen Brüdern“. Insgesamt sind sie schlanker, weniger voll. Sehr gut funktionieren Weiße als Spritzwein, erfreulich prickelnd kommt die Sparkling Variante. Als Food-Pairing würde ich zu Weiß & Sparkling Huhn oder Meeresfrüchte empfehlen. Zum Spritzer geht aber auch Wiener Schnitzel.

 

Das Geschäft:

Alkoholfreier Wein & Sekt

Rennweg 23

1030 Wien

www.vinumis.at

 

Mehr von Klaus Postmann:

www.alkoholfreiergenuss.at