Veganes Leder – eine Lösung für Lederallergiker?

Magister Felix Hnat, Pressesprecher der Veganen Gesellschaft Österreichs
Vegane Gesellschaft Österreich

Wenn Schuhe, Geldbörsen, Sofas und die Pkw-Innenausstattung aus Leder Juckreiz und Ausschläge verursachen, liegt meist eine Kontaktallergie vor. Als Lösung wird oft veganes Leder ins Spiel gebracht. Allerdings gibt es auch hier ein paar Punkte zu beachten.

Es ist nicht das Leder selbst, das Beschwerden auslöst, sondern Zusätze, die der Tierhaut beim Gerben beigemischt werden, zum Beispiel Chromsalze. Sie gelten als einer der häufigsten Auslöser bei der Lederallergie und sind bei Beschwerden wie Juckreiz und Ausschläge die eigentlichen Verantwortlichen. Viele europäische Lederhersteller gerben daher ohne Chromsalze. Leder und daraus hergestellte Produkte werden aber überwiegend aus Fernost importiert. Und dort werden Chromsalze nach wie vor in großen Mengen verwendet.

Als Alternative werden Produkte aus veganem Leder genannt. Aber können Menschen mit einer Kontaktallergie tierisches Leder einfach durch veganes Leder ersetzen? Leider ist das nicht ganz so einfach, wie Umweltökonom Mag. Felix Hnat, Geschäftsführer und Obmann bei vegan.at im Interview verrät.

Herr Magister: Veganes Leder wird gerne gekauft, um tierisches Leid zu vermeiden. Viele Verbraucher:innen verbinden damit auch nachhaltige und gesunde Produkte. Ist das zutreffend?

Mag. Felix Hnat: Der Begriff „Veganes Leder“ ist nicht klar definiert. Grundsätzlich ist es so, dass der Begriff nur aussagt, dass Erzeugnisse wie Schuhe oder Gürtel aus veganem Leder keinerlei tierische Produkte enthalten. Somit ist klargestellt, was im Produkt nicht enthalten sein darf, nämlich Stoffe tierischen Ursprungs. Veganes Leder kann somit auf rein pflanzlicher Basis hergestellt werden, wie etwa aus Kork und Ananas, die beide sehr gute Eigenschaften aufweisen. Veganes Leder kann aber auch auf Basis von Erdöl hergestellt werden. Entscheidend für die Klassifizierung als veganes Leder ist einzig die Tatsache, dass keine tierischen Zusatzstoffe enthalten sind.

Bedeutet das, dass Menschen mit einer Kontaktallergie auch bei Schuhen, Gürteln und anderen Produkten aus veganem Leder vorsichtig sein müssen?

Für mein Verständnis verhält es sich wie mit allen anderen Konsumgütern. Wenn ein Produkt Zusatzstoffe enthält, die bei Kontakt eine allergische Reaktion auslösen können, dann sollten Allergiker solche Produkte meiden. Das gilt auch für Produkte aus veganem Leder, da bei der Verarbeitung möglicherweise Kleber verwendet wurden, die bei Menschen mit Kontaktallergie Symptome verursachen könnten. Möglich ist natürlich auch, dass Beschläge nickelhaltig sind und im Falle einer Nickelallergie Symptome verursachen.

Dass veganes Leder per se nicht bedenkenlos ist, kann jetzt viele Betroffene verunsichern. Bei einer Handtasche geht es um ein paar Euro, bei einem Auto mit Innenausstattung aus veganem Leder um viel Geld. Was kann man Betroffenen empfehlen?

Ganz konkret sind mir bisher keine Fälle von Kontaktallergien bei veganem Leder bekannt. Theoretisch möglich ist es schon, aber mir ist z.B. auch kein veganer Hersteller bekannt, der Chromsalze verwendet. Wichtig ist, dass Betroffene wissen, welche Art von Kontaktallergie sie haben. Das kann ein Arzt feststellen. Dann kann man sich vom Verkäufer über die Inhaltsstoffe informieren lassen. Aber auch wir von vegan.at können hier weiterhelfen und beraten. Wir stehen auch in Kontakt zu einigen Herstellern von veganem Leder und geben bei Interesse die Kontakte gerne weiter. Die Interessent:innen können dann ihre Fragen über Qualität und mögliche allergische Reaktionen von veganem Leder direkt an die Hersteller richten.

Links:

https://www.vegan.at/inhalt/presse

www.vegan.at/lederfakten