Stress für Natur und Mensch
Fest steht hingegen, dass zahlreiche Allergene „vermehrt produziert werden, wenn die Pflanzen unter Stress stehen“, betont Barbara Bohle, Leiterin des Instituts für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. „Das ist etwa bei Hitze, Trockenheit, Nahrungskonkurrenz sowie bei erhöhter Belastung durch Umweltschadstoffe wie Ozon, Schwefel- und Stickoxide der Fall.“ So haben mehrere Studien gezeigt, dass gestresste Birken höhere Mengen ihres Hauptallergens Bet v 1 produzieren und dass Birkenpollen von Bäumen, die höheren Stickoxid- und Ozonkonzentrationen ausgesetzt waren, stärkere allergische Symptome bei Allergikern auslösen. „Ein zusätzlicher Faktor ist, dass Luftschadstoffe auch einen direkten schädlichen Einfluss auf die Atemwege von Allergikerinnen und Allergikern haben und somit zur Verstärkung der allergischen Symptome beitragen“, so Barbara Bohle.
Die klimatischen Veränderungen haben nicht allein Einfluss auf Pflanzen, sondern auch unmittelbar auf den Menschen. Ganz besonders auf jene mit andauernden oder immer wiederkehrenden Erkrankungen. „Das Wetter selbst macht nicht krank. Allerdings kann es den Verlauf und die Intensität von Erkrankungen beeinflussen“, erklärt Biologe Holger Westermann, Chefredakteur von menschenswetter.de bzw. menschenswetter.at, eine Service-Plattform für wetterempfindliche Menschen. „Dieser Effekt ist umso größer, je dramatischer der physiologische Stress für den Organismus ausfällt – wenn der Wetterwechsel also abrupt und tiefgreifend ist oder weil eine manifeste Vorerkrankung in besonderem Maße sensibilisiert.“