Kann man trotz Hundeallergie einen Hund haben?

Mag. Dr. Katja Wolf
OEKV

Das Internet ist voller Berichte über Hunderassen, die bei einer Hundeallergie empfohlen werden. Auch Erzählungen von Hundebesitzern, die trotz Hundeallergie beschwerdefrei einen Hund halten, machen vielen Hoffnung. Dem gegenüber steht die Wissenschaft, der zufolge es allergenarme oder gar allergenefreie Hunderassen nicht gibt. Was gilt nun?

Wir wollten es genau wissen und haben die Fährte aufgenommen und Frau Mag. Dr. Katja Wolf zum Interview gebeten. Sie arbeitet beim Österreichischen Kynologenverband, wo sie sich um die Öffentlichkeitsarbeit und um das Referat für Wissenschaft und Forschung kümmert.

Worin liegt die Allergenität eines Hundes?

Frau Mag. Dr. Katja Wolf: Es sind Eiweißstoffe dafür verantwortlich, die beim Hund im Speichel, in der Prostata, in Hautschuppen und im Urin vorkommen. Allerdings gibt es unterschiedliche Arten von Allergenen, wobei das Hauptallergen Can F1 ist. Da jeder Hund diese Eiweißstoffe hat, ist davon auszugehen, dass es keine allergenfreien Hunde gibt. Man kann auch nicht sagen, dass eine bestimmte Hunderasse weniger Allergene hat.

Aber was ist mit den persönlichen Erfahrungsberichten von Hundebesitzern?

Wie gesagt, dass es allergenarme oder allergenfreie Hunderassen gibt, halte ich für ein Gerücht. Zum Beispiel wird das oft von Pudel und Nackthunderassen behauptet. Mir sind schlicht keine wissenschaftlichen Beweise für artenspezifischen Ausnahmen bekannt. Was es aber gibt, sind hundespezifische Ausnahmen. Das heißt, dass man Glück haben und einen Hund ausgewählt haben kann, der weniger Allergene absondert. Aber das ist eben nur Glück. Man kann aber nicht sagen, dass man deswegen einen Pudel möchte, weil ein Bekannter mit Hundeallergie auch einen hat und trotzdem keine allergischen Beschwerden auftreten.

Das klingt, als ob Hundeallergiker gar keine Chance hätten, einen Hund zu haben …

Das muss nicht unbedingt sein. Es kommt einfach nur darauf an, wie stark die allergischen Symptome ausgeprägt sind. Wenn es nur ein gelegentliches leichtes Jucken ist, dann kann man damit leben. Hat man aber unzumutbare Symptome wie zugeschwollene Augen oder starken Husten, dann kann eine Immuntherapie helfen. Hilft auch die nicht, dann sollte man das bleiben lassen. Man darf ja nicht vergessen, dass auch der Hund unter den gesundheitlichen Problemen von Frauchen oder Herrchen leidet. Hunde reagieren instinktiv auf die Beschwerden von Menschen und das kann für Hunde eine schwierige Situation darstellen.

Was empfehlen Sie, wenn jemand mit Hundeallergie einen Hund möchte?

Das geht nur, wenn die Hundeallergie nicht stark ausgeprägt ist und die betroffene Person mit den Symptomen umgehen kann. Ansonsten sollte man das besser bleiben lassen. Ob es möglich ist, kann man testen. Man kann zum Beispiel regelmäßig Freunde besuchen, die einen Hund haben oder sich deren Hund über das Wochenende ausborgen. Wichtig ist, bei einem solchen Test die Regeln einzuhalten, wie regelmäßig Hände waschen. Einen solchen Test sollte man aber vorab unbedingt mit seinem Arzt besprechen, damit man vorbereitet ist, sollten allergische Reaktionen auftreten. Weiters sind Hauttests (sogenannte Pricktests) oder die Bestimmung spezifischer Seren geeignet, um die Wahrscheinlichkeit einer vorhandenen oder entstehenden Allergie gegen Hunde zu testen.

Sind Hausbesitzer mit einem Garten im Vorteil?

 Wenn man einen Hund hat, macht es grundsätzlich keinen Unterschied, ob man auf dem Land oder in der Stadt wohnt, denn da und dort kommt man mit den Allergenen des Hundes in Kontakt. Entweder, weil der Hund das Hosenbein streift oder weil man die Hundedecke reinigt. Wie gesagt, letztlich kommt es darauf an, wie stark die Hundeallergie ausgeprägt ist. Hunderasse und Wohnort sind grundsätzlich nicht entscheidend. Jedoch kann die Allergenbelastung im Umfeld der Personen sinken, wenn der Hund sich vermehrt im Garten aufhält. Anzumerken ist, dass Personen, die sensitiviert gegen Hunde reagieren, in den meisten Fällen auch eine Allergie gegen Katzen haben.