Lockdown-Babys mit besserer Darmflora. Schützt das vor Allergien?

Baby trinkt Muttermilch
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Eine Untersuchung der Stuhlproben von 351 irischen Babys, die während des Corona-Lockdowns zwischen März und Mai 2020 geboren wurden, brachte ein überraschendes Ergebnis zutage. Die Babys wiesen eine bessere Darmflora auf als Säuglinge einer Vergleichsgruppe, die vor der Pandemie geboren wurden.

Die ersten Lebensjahre sind entscheidend

Unter Darmflora versteht man die Gesamtheit aller Bakterien im Darm, von denen der Großteil im Dickdarm lebt. Rund 10 Billionen Bakterien besiedeln den Darm einer erwachsenen Person und bilden ein komplexes Öko-System, welches schädliche Bakterien zerstört und die Verdauung und das Immunsystem kontrolliert.

Bei Babys ist die Darmflora erst im Aufbau und instabil. Erst im Alter von drei Jahren ist die Darmflora stabil und ähnelt der eines erwachsenen Menschen. Die ersten Lebensjahre sind demnach entscheidend für die Entwicklung und den Aufbau der gesunden Darmflora. 

Weniger Antibiotika, weniger allergische Erkrankungen

Die Lockdown-Babys wiesen gegenüber der Kontrollgruppe nicht nur eine gesündere Darmflora, sondern auch weniger allergische Erkrankungen auf. So entwickelten etwa nur fünf Prozent der im Lockdown geborenen Babys im Alter von einem Jahr eine Lebensmittelallergie. Bei den Vor-Lockdown-Babys waren es über 22 Prozent.

Eine mögliche Ursache dafür sehen die Forscher darin, dass die Lockdown-Babys weniger Bakterien und Keimen und somit weniger Krankheiten ausgesetzt waren. Von ihnen mussten im Alter von zwölf Monaten nur 17 Prozent Antibiotika zur Behandlung von Krankheiten einnehmen, bei den Vor-Lockdown-Babys waren es rund 80 Prozent.

Diese Beobachtungen werte Liam O´Mahony, Professor für Immunologie am University College Cork und einer der Hauptautoren der Studie als „faszinierendes Ergebnis“. Für die Entwicklung eines Schutzes vor allergischen Erkrankungen dürften „Vertikal“ übertragene Bakterien und eine geeignete Ernährung mit Muttermilch, die das Wachstum guter Bakterien unterstützt, offenbar wichtiger sein als die Exposition gegenüber Umweltmikroben.

Um etwaige langfristige Auswirkungen der Veränderung im Darmmikrobiom festzustellen, sollen die Lockdown-Babys im Alter von fünf Jahren erneut untersucht werden.